Frauen in der Spirituosen-Branche
Noch immer wird das Spirituosen-Business von Männern dominiert. Es gibt aber sehr wohl eine ganze Reihe an Frauen, die sich in dieser Männerwelt einen Namen gemacht haben. Wir möchten dir den weiblichen Teil der Branche vorstellen und etwas näher auf die großartige Arbeit der jeweiligen Damen eingehen.
Bessie: Geschäftsführerin bei Laphroaig
Elizabeth Leitch "Bessie" Williamson war die erste Frau, die im 20. Jahrhundert eine Scotch-Whisky-Brennerei leitete. Das war zu dieser Zeit wahrlich ungewöhnlich, doch beginnen wir am Anfang der Geschichte: 1932 schloss Bessie ein Studium an der Universität Glasgow mit einem Masterabschluss ab. Da der Arbeitsmarkt aufgrund des Konjunkturrückgangs nicht sehr vielversprechend war, nahm sie einige befristete Stellen an. Auf der Suche nach einer festen Stelle, wandte sie sich an ihren Onkel Willie, der als Buchhalter von Ian Hunter bei Laphroaig tätig war. Das Glück war auf Bessies Seite, denn Ian war auf der Suche nach einer zuverlässigen Arbeitskraft für einen Bürojob über die Sommermonate hinweg. Mit einem Koffer ausgestattet, machte sie sich schließlich auf den Weg. Sie hatte keine Ahnung, dass aus einem Sommer 40 werden würden. Ian Hunter war zu dieser Zeit bereits das letzte lebende Mitglied seiner Familie. Die Geheimnisse von Laphroaig wurden über die Jahre hinweg sehr gut gehütet und ausschließlich von Familienmitglied zu Familienmitglied weitergegeben. Ian Hunter erlaubte weder Journalisten, Fotografen noch Schriftstellern sich in der Nähe der Brennerei aufzuhalten. Und dann kam Bessie. In ihr fand Ian eine Frau mit Leidenschaft, Integrität und dem Willen, die großen Traditionen seines Whiskys zu erhalten. Im Laufe der gemeinsamen Jahre gab Ian sein gesamtes Wissen an Bessie weiter. 1938 erlitt Ian Hunter einen Schlaganfall und so kam es, dass Bessie die Verantwortung für den Vertrieb in den USA übernahm. Während des Zweiten Weltkriegs war sie Vollzeit als Managerin der Brennerei tätig. Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder voll aufgenommen. Ian Hunter starb im Jahr 1954 und Bessie erbte die Mehrheitsbeteiligung an der Laphroaig -Destillerie auf Islay, Hunters Haus Ardenistiel und der Insel Texa. Elizabeth Leitch "Bessie" Williamson zählte zu den Ersten, die den Trend zu Single Malt Scotch Whisky kommen sahen und positionierte Laphroaig auf dem amerikanischen Markt. Bessie verkaufte 1962 ein Drittel ihrer Geschäftsanteile an Seager Evans and Co. Der restliche Besitz ging 1967 an die Long John Distilleries. Die außergewöhnliche Frau blieb bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1972 die Geschäftsführerin von Laphroaig. Am 26.05.1982 starb Bessie im Gartnavel General Hospital in Glasgow.
Annabel Thomas: Gründerin von Nc'nean
Annabel Thomas gründete Nc'nean mit dem Ziel die Art und Weise zu verändern, wie die Welt über Whisky aus Schottland denkt. Sie wollte einen Whisky erschaffen, der in Harmonie mit unserem Planeten existieren kann. 2013 gab die mutige Frau ihren sicheren Job in London auf und sammelte Spenden, um die künftige Brennerei von Nc'nean an der Westküste Schottlands von Grund auf neu aufbauen zu können. Destilliert wird seit 2017 und der erste Whisky wurde 2020 auf den Markt gebracht.
Emma Walker: Master Blenderin bei Johnnie Walker
Emma Walker ist die erste Master Blenderin in der 200-jährigen Geschichte von Johnnie Walker. Emma tritt in die Fußstapfen von Dr. Jim Beveridge OBE und wird künftig ein Team von zwölf Whisky-Experten führen. Emma war bereits seit dreizehn Jahren für das britische Spirituosenunternehmen Diageo tätig. Die Master Blenderin liebt es mit Aromen zu experimentieren und will nicht nur weiterhin die unübertroffen Qualität liefern, sondern auch eine neue Generation von Scotch-Whisky-Fans ansprechen.
Lorena Vásquez: Master Blenderin bei Ron Zacapa
Lorena Vásquez ist eine der wenigen Master Blenderinnen in der Welt der Spirituosen. Seit mehr als 35 Jahren ist Lorena die Master Blenderin von Ron Zacapa. 2015 wurde sie von PEOPLE en Español als eine der 25 einflussreichsten Frauchen ausgezeichnet. Lorena Vásquez ist gebürtige Nicaraguanerin und verfügt neben ihrem riesigen Wissen über Rum auch über einen Bachelor in Chemie & Pharmazie mit Studiengängen in Lebensmitteltechnologie und Betriebswirtschaftslehre. Die charakterstarke Frau ist dafür bekannt einen Ansatz zu verfolgen, der über die Norm hinausgeht.
Lesley Gracie: Master Distiller bei Hendrick’s
Gestatten? Lesley Gracie, Gin-Koryphäe und Master Distiller im Hause Hendrick’s. Die Frau mit den langen weißen Haaren hat sich schon immer für Pflanzen und ihre Aromen interessiert. So kommt es schon mal vor, dass sie im Hochland von Guayana auf der Suche nach neuen Botanicals anzutreffen ist. Sie erschuf die legendäre Kombination aus Gurke und Rose und machte Hendrick’s weltweit bekannt. Im Hendrick's Gin Palace hat Lesley ihre eigenen Gewächshäuser, wo sie in der Lage ist einen tropischen Regenwald zu simulieren.
Kirsteen Campbell: Master Whisky Maker bei The Macallan
Seit der Gründung vor fast 200 Jahren ist Kirsteen Campbell die erste Frau, die als Master Whisky Maker und Verwalterin bei The Macallan tätig ist. Sie hofft, dass ihr Weg Frauen dazu inspiriert, die bestehenden Strukturen der Whiskyindustrie in Frage zu stellen. Das Whisky Maker Team von Macallan besteht aus drei Frauen und drei Männern. Laut Kirsten benötigt ein Whisky Maker Leidenschaft, die Bereitschaft hart zu arbeiten, Hingabe und sensorische Fähigkeiten. Whisky Maker zu sein ist für sie eine fantastische Rolle, sowohl für Frauen als auch für Männer.
Alex Thomas: Master Blenderin of Bushmills
Für Alex Thomas ist es ein absolutes Privileg als Master Blenderin für Bushmills Irish Whiskey tätig zu sein. Die Old Bushmills Distillery ist für sie ein ganz besonderer Ort. Die Irin wurde nur 15 Minuten von der Brennerei entfernt geboren. Alex tritt in die Fußstapfen von Helen Mulholland, die fast 30 Jahre für die Brennerei tätig war. 2004 trat Alex in das Team von Bushmills ein und wurde 2017 zum Master Blender von Sexton Single Malt.
Joy Spence: Master Blenderin bei Appleton Estate
Joy Spence begann ihre Karriere bei Appleton Estate 1981 als Chefchemikerin. Im Jahr 1996 wurde sie General Manager, Technical and Quality Services. 1997 wurde Joy die erste weibliche Master Blenderin überhaupt. Joy findet, dass die Branche mehr dafür werben sollte, dass es in der Welt des Blendings keine geschlechtsspezifischen Barrieren gibt. Auch findet sie, dass die Universitäten mehr Frauen für diesen Bereich gewinnen sollten.